Finanzstärke: Immense Unterschiede bei den großen LV-Anbietern

Im aktuellen Map-Report wurden die Lebensversicherer einer Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Aufsichtsregime Solvency-II unterzogen. Die Spannbreite der SCR-Bedeckungsquoten (mit und ohne Übergangsmaßnahmen) unter den Marktgrößen ist gewaltig: Sie reicht etwa bei der „nackten“ Quote von 104,7 Prozent (Ergo) bis 493,0 Prozent (R+V AG). Fast alle der 15 größten Anbieter haben eine der für den Übergang vorgesehenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen.

Zum Stichtag 23. April 2019 mussten alle deutschen Versicherungs-Unternehmen im Rahmen des Aufsichtsregimes Solvency II ihren sogenannten SFCR-Bericht auf ihrer Internetseite veröffentlichen.

In einer ersten Reaktion hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) die Solvenzsituation der Branche für das Jahr 2018 als deutlich verbessert bezeichnet (VersicherungsJournal 3.4.2019).

Zu einer positiven Einschätzung war auch die Policen Direkt Versicherungs-Vermittlung GmbH in ihrer Analyse der SFCR-Berichte gekommen (VersicherungsJournal 25.4.2019).

SCR-Quoten im Vergleich

Wie hoch beziehungsweise niedrig die Solvenzquoten (Verhältnis von anrechnungsfähigen Eigenmitteln zur SCR in Prozent) der rund 80 deutschen Lebensversicherungs-Unternehmen sind, zeigt auch der vergangene Woche erschienene (VersicherungsJournal 13.6.2019) Map-Report Nummer 909 – „Solvabilität im Vergleich 2009 bis 2018“.

Dabei wurden die Kennzahlen sowohl mit als auch ohne Hilfsmaßnahmen (Zins- oder Rückstellungs-Transitional und Volatilitätsanpassung) berechnet.

Insgesamt verwendeten den Daten der Analysten zufolge 56 Gesellschaften die Volatilitätsanpassung, 56 Anbieter die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen und ein Lebensversicherer die Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze.

Die vorgenannten Maßnahmen machen einen Vergleich schwierig, wie Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages im vergangenen Jahr gegenüber der Redaktion erläuterte (VersicherungsJournal 12.6.2018). Erschwerend kommt laut Klages hinzu, dass die Unternehmen neben der Standardformel auch ein sogenanntes internes Modell anwenden können. Acht Lebensversicherer haben ein partielles internes und drei Versicherer ein vollständig internes Modell verwendet.

Werte streuen immens

Die „nackten“ Quote – also ohne oben genannte Hilfen – streuen allein unter den 15 größten Gesellschaften mit mehr als 1,5 Milliarden Euro verdienten Bruttobeiträge 2018 (VersicherungsJournal 29.4.2019)  immens. Sie liegen zwischen 493 Prozent (R+V Lebensversicherung AG) und knapp 105 Prozent (Ergo Lebensversicherung AG).

Deutlich über dem Branchenschnitt von 234,6 (2017: 227,4) Prozent liegen die Aachenmünchener Lebensversicherung AG mit mehr als 400 Prozent sowie die Nürnberger Lebensversicherung AG, die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG und die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. mit Werten von über 350 Prozent. Für Marktführer Allianz Lebensversicherungs-AG wird eine Quote von knapp 324 Prozent ausgewiesen.

Solvabilität der Lebensversicherer - Netto-SCR-Quoten (Bild: Wichert)

Bei acht Branchengrößen fiel die SCR-Quote höher aus als im Vorjahr – und dies zum Teil sogar sehr deutlich. So legte der Wert der HDI Lebensversicherung AG um über die Hälfte und derjenige der Alten Leipziger um über ein Sechstel zu.

Auf der anderen Seiten haben die Cosmos Lebensversicherungs-AG und die Nürnberger Lebensversicherung AG jeweils rund ein Drittel ihrer Quote eingebüßt.

Solvabilität der Lebensversicherer - Veränderungen (Bild: Wichert)

Mit Hilfen erheblich höhere Quoten

Mit Volatilitätsanpassung, die unter den Marktgrößen nur die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G., die Ergo Lebensversicherung AG, die Nürnberger und die R+V LAG nicht genutzt haben, liegen die Quoten zwischen 591 Prozent (Aachenmünchener) und knapp 164 Prozent (Debeka Lebensversicherungs-Verein a.G.).

Das Rückstellungs-Transitional nahm nur knapp die Hälfte der Marktgrößen in Anspruch. Die Nürnberger kommt auf den höchsten Wert (knapp 553 Prozent). Dahinter folgen die SV Sparkassenversicherung Lebensversicherung AG (538 Prozent), die Bayern-Versicherung (rund 537 Prozent), die Debeka (352 Prozent) und die Württembergische (343 Prozent).

Hauchdünn unter dem Marktdurchschnitt von knapp 339 Prozent liegt die Ergo mit 338 Prozent, deutlich darunter der HDI (271 Prozent). Verbessert haben sich nur Debeka, HDI und SV.

Weitere Studiendetails

Der 99-seitige Map-Report Nummer 909 – „Solvabilität im Vergleich 2009 bis 2018“ ist bei der Franke und Bornberg Research GmbH erschienen. Er enthält neben Übersichten zu den Bedeckungsquoten von 83 Lebens- und 37 privaten Krankenversicherern auch Übersichten zu den Beitragseinnahmen in verschiedenen Lebensversicherungs-Zweigen.

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