Die zurückliegende Woche war in Bezug auf Wirecard komplett bestimmt vom neuerlichen Angriff durch die Financial Times. Der Zahlungsdienstleister habe seine Bilanzen aufgebläht, lautete der Vorwurf am vergangenen Dienstag. Der Aktienkurs sackte ebenso erwartbar ab, wie das prompte Dementi durch Wirecard folgte. Am Montag kündigte das Unternehmen nun eine Sonderprüfung seiner Bücher durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG an, um die Vorwürfe zu entkräften. Was in all den Wirren völlig unterging, das war eine gute Nachricht aus dem operativen Geschäft.
Für alle führenden chinesischen Zahlungsmittel
Es war am Donnerstag, als Wirecard eine neue Bezahllösung für das Angebot «Your Gateway to China» der Schweizerischen Post ankündigte. Dank des Angebots könnten Schweizer Einzelhändler ihre Produkte auf den wichtigsten virtuellen Marktplätzen direkt den chinesischen Konsumenten anbieten, hieß es. Von der Markteintrittsberatung über Logistik und Verzollung bis zur Anbindung an lokale Marktplätze biete die Post für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) modular alles zur Markterschließung an. Eine breite Palette von Schweizer Qualitätsprodukten und bekannten Marken seien bereits auf den virtuellen Marktplätzen erhältlich. Im Auftrag der Post wickle Wirecard „alle Transaktionen mit den führenden chinesischen Zahlungsmitteln ab“.
Ein Milliardenmarkt
Und die Sache hat es in sich: Laut Statista sei der chinesische E-Commerce-Markt mit einem geschätzten Brutto-Warenvolumen von 4,1 Billionen Euro im Jahr 2019 weltweit führend, heißt es in der Mitteilung von Wirecard. Auch das Cross-Border Shopping habe eine Schlüsselrolle im E-Commerce-Boom Chinas gespielt: Das Brutto-Warenvolumen des chinesischen Import-E-Commerce-Marktes erreichte 2017 demnach 14 Milliarden Euro, bis 2021 sollen es 44,7 Milliarden Euro sein. Eine Angelegenheit mit enormem Potenzial also, die in der allgemeinen Hysterie um die Betrugsvorwürfe jedoch kaum beim Anleger angekommen sein dürfte.