Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) will die Riester-Rente durch geringere Garantien und höhere Aktienanteile reformieren. Auf einer Diskussions-Veranstaltung des Unternehmens plädierten auch der GDV und Politiker von CDU und FDP für Reformieren statt Abschaffen.
Die Riester-Rente als entscheidendes Element der dritten Säule der staatlich geförderten Altersvorsorge stagniert bereits seit rund vier Jahren (VersicherungsJournal 16.10.2019).
Beitragsgarantie lockern, verstärkt in Aktien anlegen
Das möchte die INSM Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft GmbH ändern. Sie hat bei Professor Dr. Christian Hagist von der WHU – Otto Beisheim School of Management die Studie „Wege zu mehr Kapitaldeckung in der Altersvorsorge“ (PDF, 3,9 MB) in Auftrag gegeben.
Darin kommt er zu dem Schluss, dass allein eine Lockerung der Beitragsgarantie bei Riester zu einem Renditeschub führen könnte, wenn auch verstärkt in Aktien angelegt werden könnte. Diesen Schritt könnte die Politik schnell umsetzen, da nur ein Absatz im Gesetz zu streichen wäre, sagte Hagist am Dienstag beim INSM-Frühstücksdialog in Berlin.
Von staatlich organisierten Altersvorsorgeprodukten in der dritten Säule hält INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr nichts.
Auch GDV plädiert für Reformen
Auch die FDP-Finanzpolitikerin und Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestags, Bettina Stark-Watzinger, will Riester nicht abschaffen. Man solle diese Vorsorgeform besser und einfacher machen und breiter öffnen, sagte sie.
- Bettina Stark-Watzinger, Hubertus Pellengahr (Bild: Brüss)
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) setzt sich schon seit längerem für Reformen und Vereinfachungen bei Riester ein. Die Forderung nach Lockerung der Beitragsgarantie findet von daher die volle Unterstützung. GDV-Geschäftsführer Dr. Peter Schwark sagte in der Diskussionsrunde: „Wir brauchen bessere Anlagemöglichkeiten.“
Stark-Watzinger bremste allerdings Erwartungen, dass die Politik in dieser Frage zu einer schnellen Entscheidung kommen wird.
Zunächst werde die Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“ im Frühjahr 2020 ihre Vorschläge für eine dauerhafte Stabilisierung der Altersvorsorge vorlegen. Und 2021 beginne dann der Bundestagswahlkampf. In dieser Legislaturperiode werden sich wohl nichts mehr tun, glaubt die FDP-Bundestagsabgeordnete.
Könnte ein Obligatorium vor allem Geringverdienern helfen?
Bei Riester war zunächst auch über ein Obligatorium, also eine verpflichtende Zusatzversicherung, nachgedacht worden. Diese Ideen wie die „Laumann-Rente“ 25.11.2019), die „Extrarente“ (30.4.2019), die „Deutschlandrente“ (30.4.2018) oder das „Vorsorgekonto“ (17.1.2019) konnten sich bislang nicht durchsetzen.
Gleichwohl könnte über ein Obligatorium für Geringverdiener nachgedacht werden, wurde in der Diskussion deutlich.
Der CDU-Finanzpolitiker Dr. Carsten Brodesser sagte, eine Möglichkeit wäre, dass Geringverdiener (bis zu 2.200 Euro im Monat) obligatorisch in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) abgesichert würden. Dazu müsse das Betriebsrenten-Stärkungsgesetz (BRSG) geändert werden.
Finanziell würden sie die Beiträge kaum spüren, weil die Arbeitgeber künftig ihre eingesparten Sozialbeiträge weiterreichen müssten.