Kommentar von Dr. Malte Kirchner, DNB Asset Management, Institutional Senior Sales Spezialist
Insgesamt zeigt sich, dass die starken Volkswirtschaften im Norden, insbesondere Norwegen, die Pandemie gut gemeistert haben und sowohl die Fundamentaldaten als auch die Aussichten für die nächsten Monate sehr gut sind. Aus diesem Grund schlagen sie bereits jetzt, im Gegensatz zu anderen Zentralbanken, einen Pfad der Erhöhung des Leitzinses ein.
Die Norges Bank wird den Leitzins mit aller Voraussicht nach um 25 Basispunkte auf 0,25 % anheben. Dies stünde im Einklang mit den seit Juni gegebenen Leitlinien, als die Zentralbank erklärte, dass der Leitzins höchstwahrscheinlich im September angehoben wird, da sie die Zinsen recht schnell auf ein „normal-Niveau“ anheben wollen. Diese Botschaft wurde während der August-Sitzung bekräftigt, auf der die wirtschaftliche Entwicklung als im Rahmen der Erwartungen liegend eingeschätzt wurde. Seit der Juni-Sitzung haben neue Informationen die Einschätzung der Norges Bank zu den kurz- und langfristigen Wachstumsaussichten wahrscheinlich nicht verändert. Die Wachstumsschätzung des BIP liegt bei 4 % und für 2022 erwarten die Experten der DNB ein BIP-Wachstum auf selbigen Level. Die Arbeitslosenquote soll gegen Ende 2022 auf knapp über 2 % sinken. Zwar berichten einige Sektoren von Schwierigkeiten bei der Einstellung von Arbeitskräften und es gibt Anzeichen für Lieferschwierigkeiten im verarbeitenden Gewerbe, doch glauben wir nicht, dass diese Faktoren die Leitzinsvorgaben der Norges Bank in großem Maße beeinflussen werden. Als Hauptwachstumstreiber erwarten wir im nächsten Jahr den privaten Konsum insbesondere im Bereich der Dienstleistungen. Norwegische Haushalte haben ihre Ersparnisse während der Pandemie stark erhöht und wir erwarten, dass sich dieser Nachholbedarf im kommenden Jahr in den Zahlen bemerkbar machen wird. Norwegen steht gerade kurz vor einer vollständigen Wiedereröffnung. Bisher haben etwa 90 % aller Erwachsenen eine Impfdosis erhalten und etwas mehr als 80 % sind vollständig geimpft. Die Zahl der neuen Covid-Fälle bleibt (für norwegische Verhältnisse) auf recht hohem Niveau, aber die Zahl der Krankenhauseinweisungen bleibt recht gering.
Das Gesamtbild der Inflation weicht zwar leicht vom Konsens ab, hat sich aber kaum verändert. Die Kerninflation geht allmählich zurück, da die NOK wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht hat, während die höheren Strompreise die Gesamtinflation des Verbraucherpreisindex auf über den Erwartungen liegende 3,4 % gegenüber dem Vorjahr ansteigen lassen. Wir gehen davon aus, dass sich die Norges Bank weiterhin auf die Kerninflation konzentrieren wird und dass eine unter dem Zielwert liegende Inflation kein Hindernis für eine Anhebung der Zinssätze darstellt, da sich die Kapazitätsauslastung der Normalität annähert. Der Zinspfad der Norges Bank sieht vor, dass in 3 weiteren Schritten der Leitzins bis Juni 2022 auf 1 % erhöht wird.
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