„Die aktive Rolle von Fixed-Income-Investoren bei der Einflussnahme auf Unternehmen wurde in der Vergangenheit unterschätzt. Insbesondere im Vergleich zu Aktienanlegern war sie bisher eher von untergeordneter Bedeutung. Dies ändert sich jedoch aktuell. Der Fixed-Income-Markt ist um ein Vielfaches größer als der Aktienmarkt und die Welt ist so hoch verschuldet, dass die Größe dieses Marktes auch weiterhin zunehmen wird.
Die extrem günstigen Refinanzierungslevels haben dazu geführt, dass bereits vor der Pandemie viele Unternehmen Anleihen emittiert haben. Die Auswirkungen von COVID-19 haben diesen Trend noch einmal verstärkt und die Anleiheemissionen auf Rekordlevels gehoben. Wenn diese Anleihen fällig werden und die Refinanzierung erforderlich ist, können Fixed-Income-Investoren einen erheblichen Einfluss auf die Emittenten nehmen. Es ist wichtig, dass verantwortungsbewusste Anleiheinvestoren diese Chance nutzen und sicherstellen, dass die Unternehmen gut geführt werden und klare ökologische und soziale Ziele haben. Um „Net Zero” zu erreichen sollten die Unternehmensziele nicht nur von Aktienanlegern während der Hauptversammlungssaison, sondern auch bei Gesprächen zwischen Emittenten und Anleiheinvestoren im Vorfeld von Refinanzierungen und Kapitalerhöhungen im Jahr 2022 und darüber hinaus genau unter die Lupe genommen werden. Für ein Unternehmen ist es äußerst problematisch, wenn es sich nicht refinanzieren kann, weil die Anleiheinvestoren dessen ESG-Ziele für nicht ausreichend halten. Ebenso stellen unzureichende ESG-Ziele ein wesentliches Risiko für Anleiheinvestoren dar, was sich wiederum in höheren Fremdkapitalkosten niederschlägt. Daher wird der Einfluss von Investoren, die Unternehmen hinsichtlich ihrer Corporate Governance zur Verantwortung zu ziehen, zunehmend höhere Kapitalkosten für die Nachzügler bewirken.“