Western Asset: Die weiteren Zinsschritte der Fed könnten noch mehr Chancen für Anlagen in höher verzinste Anleihen mit kürzeren Laufzeiten bieten

Kommentar von Jeff Helsing, Portfoliomanager bei Western Asset Management, Teil von Franklin Templeton

Die Mission der Fed, die die Glaubwürdigkeit ihres Preisstabilitätsziels aufrechterhalten möchte, unterstützt das Potenzial der attraktivsten Gelegenheit an öffentlichen Schuldtitelmärkten der vergangenen 15 Jahre. Hochzinsanleihen und Bankkredite mit ähnlichem Rating boten Ende Oktober Renditen von rund 9 %–10 %. Die Renditen an den Märkten für öffentliche Schuldtitel ähneln denjenigen für private Schuldtitel dabei sehr – das ist seit 2007 nicht mehr vorgekommen. In der Vergangenheit wurden private Schuldtitel mit einem Aufschlag von rund 4 % gehandelt. In der jüngsten Vergangenheit ist der Aufschlag jedoch weggebrochen.

Die weiteren Zinsschritte der Fed könnten noch mehr Chancen für Anlagen in höher verzinste Anleihen mit kürzeren Laufzeiten bieten. Wenn die Renditen entweder wegen höherer Zinsen oder Credit-Spreads weiter steigen, könnten sich die Carry-Vorteile selbst für Anleger mit relativ kurzen Haltefristen als vorteilhaft erweisen. Die Analyse von Hochzinsschuldtiteln geht davon aus, dass die Renditen um mehr als 3,5 % und die Ausfallquoten, laut JP Morgan, von 1,5 % auf 4,5 % steigen.

Während das Jahresende näher rückt und Anleger über eine Umschichtung ihrer Anlagen nachdenken, könnten sie in Erwägung ziehen, einige Aktien oder private Schuldtitel in Hochzinsanleihen mit kürzerer Laufzeit umzuschichten. Angesichts der aktuellen Bewertungen könnten die Renditeerwartungen für hoch verzinste Schuldtitel ähnlich hoch oder höher ausfallen als an den Aktienmärkten und bei privaten Schuldtiteln und dabei mit geringerer Volatilität bzw. besserer Liquidität punkten.

Privater Verlust, öffentlicher Gewinn

Wenn die Fed in der Vergangenheit die Zinsen anhob und die Liquidität an den Märkten zurückging, war dies für Wirtschaftszweige mit steigendem Fremdmittelbedarf besonders schwierig. Wenn Unternehmen in Zeiten wie diesen ihre Schulden refinanzieren müssen, ist dies oft besonders schwierig, denn es herrscht weniger Vertrauen in das Wirtschaftswachstum und die marktbasierten Kennzahlen für ihre Vermögenswerte sind rückläufig.

Dabei ist es bemerkenswert, dass laut Goldman Sachs Research und Bloomberg US Corporate Index private Schuldtitel, die meist von kleineren Unternehmen begeben werden, seit 2017 fünf- bis sechsmal so schnell gewachsen sind wie die Märkte für öffentliche hochverzinsliche Schuldtitel. Zum Vergleich: Hochverzinsliche öffentliche Schuldtitel verzeichneten seit 2017 einen annualisierten Zuwachs von unter 3 %.

Zudem ist nach Recherchen der Bank of America das Risiko einer Refinanzierung an den Private-Debt-Märkten für mittelgroße und kleinere Unternehmen höher als an den Märkten für Syndicated Bank Loands oder hochverzinsliche Schuldtitel. Diese Recherchen deuten auch darauf hin, dass fast 20 % der Schulden an kleinere oder mittelgroße Unternehmen vor Ende 2024 fällig werden. Am Markt für Bankkredite sind es nur 8 % und bei hochverzinslichen Schuldtiteln noch weniger.

Das Zusammenspiel von sinkenden Kursen und steigender Unsicherheit bei den Wachstumsaussichten wird Privatunternehmen vermutlich einige Probleme bereiten, wenn sie ihre Schulden refinanzieren müssen. In der Folge könnten sich Anleger für hochverzinsliche Schuldtitel interessieren, die angesichts der aktuell ungünstigen Illiquidität und der Aufschläge für Ausfallrisiken Investitionen in Private-Credit-Strategien vorgesehen hatten. In der Vergangenheit verlangten Anleger eine höhere Prämie von meist rund 4 % für weniger liquide Investments mit gleichzeitig höheren Ausfallquoten.

Ziel: von der Fed-Politik profitieren

Wir empfehlen bei Hochzinsmärkten eine aktive Herangehensweise: Hochverzinsliche Schuldtitel könnten in den kommenden drei bis fünf Jahren aktienähnliche Renditen generieren – und anhand historischer Entwicklungen eventuell mit wesentlich geringerer Volatilität als Aktien. Das Risiko-Rendite-Potenzial ist aktuell an den öffentlichen Märkten durchschnittlich besser als bei privaten Schuldtiteln, und wir bleiben bei privaten Schuldtiteln zumindest so lange sehr wählerisch, bis wir einen angemessenen Aufschlag für das Liquiditäts- und Ausfallrisiko sehen. Allerdings finden wir noch immer Chancen bei strukturierten Schuldtiteln, Collateralized Loan Obligations, Bankkrediten und sehr sorgfältig ausgesuchten privaten Schuldtiteln. Das selektivere Vorgehen hilft dabei, Verluste aus Ausfällen zu vermeiden, wenn die Finanzkonditionen straffer werden und die Konjunktur abkühlt.

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