Mächtigste Bank der Welt erwartet „sehr zerstörerischen Umschwung“

Newspaper-128Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel (BIZ) warnt vor neuen Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Ausgelöst werden könnten sie durch eigentlich als eher konservativ geltende Großinvestoren wie Pensionsfonds oder Vermögensverwalter. Während viele Banken immer noch ihre Wunden nach der jüngsten Krise leckten, gingen diese angesichts der weltweit niedrigen Zinsen immer höhere Risiken ein, unter Druck teils garantierte Erträge erwirtschaften zu müssen, sagte der neue Chefvolkswirt der BIZ, Hyun Song Shin, in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. “Aktuell sieht alles zwar sehr gut aus, aber es baut sich möglicherweise ein schmerzhafter und sehr zerstörerischer Umschwung auf.

Shin trat sein Amt bei der BIZ im Mai an. Es ist sein erstes Interview in dieser neuen Funktion. Für den südkoreanischen Ökonomieprofessor und früheren Präsidentenberater in seinem Heimatland sind inbesondere die geringen Schwankungen der Notierungen an den Weltmärkten ein Warnsignal. Durch die aus seiner Sicht trügerische Ruhe werde verdeckt, dass einzelne Investoren schon heute immense Risiken aufgebaut hätten. Anders als vor der jüngsten Krise seien dieses Mal aber nicht die Banken das Problem. “Das passiert jetzt bei den anderen Spielern. Diesen schließen sich inzwischen auch eigentlich langfristig orientierte Investoren an.” Deren neues Verhalten berge große Gefahren. “Wir betreten hier bis dato völlig unbekanntes Terrain.”

Allerdings hatte Shin in seiner Forschungarbeit bereits eine Waffe entwickelt, die eine Deflation und eine Inflation der Assets verhindern könne: In einem preisgekrönten Papier schlug Shin eine globale Banken-Steuer auf alle nicht zum Kerngeschäft gehörenden Bank-Verbindlichkeiten vor.

Interessanterweise erhielt Shin diesen Preis von dem International Centre for Financial Regulation (ICFR). Die Organisation war nach der Finanzkrise im Jahr 2009 von der Banken-Lobby gemeinsam mit der britischen Regierung errichtet worden, um eine nächste Finanzkrise zu verhindern. Doch die ICFR musste bereits 2012 wieder aufgelöst werden, nachdem ein Board-Mitglied des Kontroll-Vordenker in die Kasse gegriffen und 600.000 Pfund entwendet hatte, wie die Fachzeitschrift accountancy live damals berichtete.

Nun lebt Shins Vorschlag jedoch in einem weitaus einflussreicheren Umfeld auf: Die Banken-Steuer würde die Banken-Landschaft gravierend verändern und eine Entwicklung bestärken, die Kenner der Banken-Szene seit längerem beobachten: Die Staatengemeinschaft will die BIZ selbst als Zentralbank der Zentralbanken massiv stärken, um so Zugriff auf die Bank-Geschäfte zu erhalten.

Der IWF hat erst dieser Tage einen Plan entwickelt, wie die globale Staatsschuldenkrise durch einen Schuldenschnitt bei den privaten Gläubigern beendet werden kann (mehr hier). Es ist kein Wunder, dass die Investoren im Bonds-Markt in andere Geschäfte ausweichen: Weil viele Baby-Boomer in die Rente gehen, müssen die Pensionsfonds Rendite machen. Sie sind also auf Zinsen angewiesen. Der staatliche norwegische Pensionsfonds hat eben erst beschlossen, seine Investments in Staaten zurückzufahren und stattdessen in Start-Ups und sanierungsbedürftige Mittelständler zu investieren

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