Sparguthaben auf der Bank werden in Zukunft kostenpflichtig

Nach der Niedrigzinspolitik der EZB kommen eine Negativzinspolitik und weitere Staatsanleihenkäufe ins Spiel. Diese geldpolitischen Optionen sollen die Wirtschaft in den Krisenländern ankurbeln. Für den deutschen Sparer bedeuteten Negativzinsen die neuen „Maßnahmen“ erhebliche Verluste.

Was bisher als theoretisch als Gedankenspiel praktiziert wurde, bestenfalls bekannt von den Einlagen bei der Banken bei der EZB, dürfte bereits bald die kleinen Sparer auch in Deutschland treffen: Wer sein Geld auf der Bank lässt, muss in Form von Negativzinsen dafür bezahlen (mehr zum Masterplan – hier).

EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sagte kürzlich in einem Interview mit dem Wall Street Journal, der Ankauf von weiteren Staatsanleihen durch die EZB (OMT-Programm) sowie negative Zinsen seien für die EZB ergänzende geldpolitische Optionen. „Wenn unser Auftrag in Gefahr ist, werden wir alle Maßnahmen ergreifen, die wir ergreifen müssen, um diesen Auftrag zu erfüllen. Dies sei ein sehr deutliches Signal“, sagte Praet.


Jörg Asmussen hat darauf Negativ-Zinsen auch als Möglichkeit der EZB genannt (mehr dazu hier).

Damit wäre dieselbe monetäre Staatsfinanzierung eingeläutet, wie sie auch die Fed und die japanische Notenbank betreibt. Geholfen hat es den Japanern bisher nicht.

Durchaus positiv dagegen werden die neuen „geldpolitischen Optionen“ von den französischen Banken bewertet. „Das ist eine radikale Veränderung der Position der EZB und aus unserer Sicht sehr zu begrüßen“, sagte Ken Wattret von BNP Paribas, wie der britische Telegraph berichtet. „Dies ist das deutlichste Signal von einem EZB-Vertreter, dass die Bilanz Erweiterungen über Ankäufe von Vermögenswerten (i.e. Staatsanleihen) auf dem Radar ist“.

Bisher hatte die EZB das künftige OMT-Programm – und auch das bisherige SMP-Programm – damit begründet, die Zinsen für Staatsanleihen insbesondere in den Krisenländern niedrig zu halten. Die bisherigen Staatsanleihenkäufe der EZB mittels des „Securities Markets Programm“ belaufen sich bereits auf 214 Milliarden Euro. Auch dies war bereits monetäre Staatsfinanzierung und widerspricht den europäischen Verträgen. Die Bundesbank beteiligte sich daran entsprechend ihres EZB-Kapitalanteils mit 27,1 Prozent.

Über die niedrigen Zinsen haben die Banken in den vergangenen Wochen massiv Staatsanleihen gekauft. In dieser Woche profitierten die Zinsen für spanische Staatsanleihen von dem Kurs, kürzlich freuten sich die Italiener (hier).

Im Grunde bedeutet die mit allen Mitteln versuchte Stabilisierung der Staatsanleihen der Krisenländer der EZB mittels SMP, OMT, STEP-Programme oder LTRO lediglich eine Insolvenzverschleppung. Und es funktioniert nur deshalb noch, weil bisher die Wirtschaftskraft Deutschlands dahinter steht.

Die neuerdings geplanten „realen Negativzinsen“ der EZB wiederum werden mit der aufkeimenden Deflation in den südlichen Krisenländern begründet. Zwar behauptet die EZB offiziell noch, es gäbe diese Gefahr nicht. Doch viele Beobachter sehen erste, besorgniserregende Anzeichen. Ene Deflation wäre vor allem für den deutschen Mittelstand verheerend (hier).

Bisher sollte mit der Niedrigzinspolitik in der Eurozone neben der Stabilisierung der Zinsen für Staatsanleihen in den Krisenländern auch die Kreditvergabe an Unternehmen begünstigt werden. Doch die positiven Auswirkungen lassen auf sich warten. Die Banken sitzen auf viel zu hohen faulen Krediten, die an Unternehmen, Privatleute und andere Banken ausgereicht wurden. Allein in Italien auf sogenannten Problemkrediten von geschätzten 250 Milliarden Euro.

Larry Summers, enger Berater von US-Präsident Barack Obama, hat nun auf einer vielbeachteten Veranstaltung des IWF erstmals angedeutet, dass es auch weniger als Null-Prozent Zinsen geben könnte.

Schon im Mai dieses Jahres rechtfertigte die Organisation der Industriestaaten, die OECD die Niedrigzinspolitik der EZB und forderte „notfalls noch mehr Einsatz im Kampf gegen die Krise“. Sollte sich die wirtschaftliche Lage in Europa nicht bessern, „muss auch die EZB bereit sein, eine noch aktivere Rolle zu spielen“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria damals dem Tagesspiegel.

Für deutsche Sparer berechnete die Dekabank laut Manager Magazin bereits Verluste durch die niedrigen Zinsen bei Tagesgeldern und Sparkonten in Höhe von etwa 14 Milliarden Euro im Jahr. Selbstverständlich wären auch Altersvorsorge oder Lebensversicherungen deutlich betroffen. Was bei der aktuellen Niedrigzinspolitik der EZB ohnehin der Fall ist.

Negativzinsen wären also eine weitere „Bazooka“ der EZB. Die EZB würde die Geldbestände der Banken, die sie bei der EZB hinterlegen, mit einem „Strafzins“ belegen. Damit, so die Kalkulation, würden die Geldhäuser das Kapital als Kredite an die Wirtschaft ausgeben, anstatt es zu horten.

Doch die Rechnung dürfte ohne den Wirt gemacht sein. Die Banken – auch in den Krisenländern – stecken derzeit ihr Kapital (das sie sich wiederum von der EZB zu günstigen Zinsen leihen können) in die Aktienmärkte und verdienen mit Aktienanlagen weitaus mehr, als das Geld an Unternehmen auszureichen. Ganz abgesehen von der Furcht, dass ausgereichte Kredite an Unternehmen mitten in der Rezession nicht zurückbezahlt werden.

Bemerkenswert ist, dass die Aktienmärkte trotz aller Warnungen immer noch boomen – obwohl Investoren von einer Fata Morgana sprechen und auf den Crash wetten (mehr dazu hier).

Von Negativzinsen war zuletzt die Schweiz betroffen. Dies geschah vorrangig zum Schutz des Schweizer Franken, da Anleger diese Währung bevorzugten.

Doch in der Schweiz betrifft dies auch Kleinsparer. Das ist zwar unbemerkt geschehen, doch bereits zu Jahresbeginn hatten die Schweizer Banken ihre Geschäftsbedingungen geändert.

„Negativzinsen auch für Kleinsparer?“ fragte damals der Züricher Tagesanzeiger. „Die Zürcher Kantonalbank behält sich vor, künftig auch die Einlagen von Kleinsparern mit Negativzinsen zu belasten. Dazu hat sie jetzt die allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert“.

Die Zürcher Kantonalbank teilte ihren Kunden mit: „Bei speziellen Marktbedingungen könnte sich die ZKB gezwungen sehen, Negativzinsen einzuführen“, heißt es im Artikel des Tagesanzeigers. Und: „Dem Kunden stünden in diesem Fall selbstverständlich unlimitierte Rückzüge frei“, heißt es weiterhin im Tagesanzeiger.

Professor Manuel Ammann vom St. Gallener Institut für Banken und Finanzen geht davon aus, dass es sich bei den Vertragsbestimmungen um eine Vorsichtsmaßnahme der Zürcher Kantonalbank handelte. „Die Banken wollen sich mit solchen Bestimmungen wahrscheinlich gegen Verluste wappnen, falls die Geldmarktzinsen noch tiefer in den Negativbereich rutschen.“ Denn schon jetzt seien die kurzfristigen Zinsen auf dem Geldmarkt leicht negativ.

Sollten also die Absichten der EZB in die Tat umgesetzt werden, so dürften acuh die deutschen Banken nicht zögern, solche Maßnahmen zu ergreifen. hierzulande dasselbe passieren.

 

So empfiehlt sich neben der aufmerksamen Lektüre der Wirtschaftsnachrichten auch das regelmäßige Studium einer an und für sich eher drögen Lektüre: Die Sparer sollten die Geschäftsbedingungen ihrer Banken studieren. Wenn der Bankkunde oder Sparer in seinen Kontoauszügen die entsprechenden „Entgelte“ – je nach Bankinstitut unterschiedlich, als Abzug in seinem Sparvermögen als nicht deklarierten „Niedrigzins“ – findet, empfehlen sich sehr konservative Anlageformen wie der Sparstrumpf, die Matratze oder eine ausgedehnte Reise in ein fernes Land – ohne Internet-Verbindung.

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