Infinius und kein Ende

Aus GoMoPa

Nachdem die Dresdener Staatsanwaltschaft am 5. November 2013 die Konten des Dresdener Wertpapierhandelshauses und zugleich Haftungsdach für 850 vertragliche gebundene Vermittler und Submakler, der INFINUS AG Finanzdienstleistungsinstitut, einfror und den Vorstandsvorsitzenden Jens Pardeike sowie Aufsichtsrat Rechtsanwalt Siegfried Bullin und vier weitere Manager aus der INFINUS Unternehmensgruppe in Untersuchungshaft nahm, bereitet nun die Wiener Staatsanwaltschaft eine Anklage gegen 13 weitere Mitarbeiter der INFINUS AG Finanzdienstleistungsinstitut vor.

Allerdings nicht wegen Betrugsverdachts mit Orderschuldverschreibungen, sondern wegen des Verdachts auf Geldwäsche mit fondsgebundenen Lebensversicherungen in Österreich.

Als erste Maßnahme beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft Wien am 2. Dezember 2013 dreizehn Versicherungskonten, die die INFINUS AG von eigenen Mitarbeitern auf deren Namen vor einem Jahr bei der Wiener Städtischen Versicherung AG (kurz Wiener Städtische) eröffnen ließ.

Aus der 19seitigen Sicherstellungsanordnung (Aktenzeichen 613 St. 24/13x), die dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net vorliegt (siehe Ausriss), geht hervor, dass die Versicherungsabschlüsse einem Provisionskarussel gedient haben sollen.


Die 13 Versicherungen seien zwischen dem 1. August bis 1. Dezember 2012 als Eigengeschäft von INFINUS-Mitarbeitern mit Beitragsprämien von 500 bis 5.500 Euro (insgesamt 24.000 Euro) monatlich und für eine Laufzeit von bis zu 40 Jahren abgeschlossen worden. So konnte die INFINUS AG Finanzdienstleistungsinstitut sofort eine Provision von insgesamt 689.112 Euro Euro kassieren.

Mit der Sofortprovision hatte die INFINUS AG nicht nur im Jahre 2012 eine glänzende Einnahme, sie soll daraus sowohl die Mitarbeiter als auch die künftigen Monatsprämien bezahlt haben.

Die Wiener Städtische soll dabei von der INFINUS AG gleich doppelt ausgenommen worden sein.

Denn von den Monatsbeiträgen, die ja die Wiener Städtische aus der vorgeschossenen Provision schon mal selbst bezahlt haben soll, habe die Versicherung nur rund die Hälfte (54 Prozent) für sich selbst als ratierliche Rückzahlung der Provision behalten. Die andere Hälfte (46 Prozent) von den Monatsbeiträgen aus Dresden floss gleich noch einmal an die INFINUS-Gruppe zurück. Und zwar als Investition in die vier INFINUS-Fonds INFINUS-ecoConsort – P, INFINUS-Balanced Fund – P, INFINUS-Dynamic Fund – P und INFINUS-Relaxed Fund – P.

Damals sah die Wiener Städtische Versicherung AG in dem Konstrukt wohl noch nichts Anrüchiges.

Auf die Frage nach der Herkunft der Mittel für die Monatsbeiträge habe sie sich mit den freien INFINUS-Vermittler-Angaben begnügt, die in Selbstauskünften ihr Jahresbruttoverdienst zwischen 105.000 und 850.000 Euro bezifferten.

Die Wiener Städtische gehört zur VIG Vienna Insurance Group. Das Unternehmen hat seit Jahren mit Skandalen bei seiner Tochter Vienna Life in Liechtenstein zu kämpfen. Vienna Life hatte zum Beispiel den K1 Fonds (Schneeballsystem) vermittelt und war erst vor kurzem von einem Gericht in Nürnberg zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt worden.

Die Alarmglocken schrillten bei der Wiener Städtischen dann aber schließlich doch noch, als am 1. Oktober und 1. November 2013 bei fünf der Verträge die monatlichen Prämien in Höhe von 8.5000 Euro von den insgesamt 24.000 Euro hintereinander nicht kamen.

Außerdem meldeten sich ab dem Tag der Razzia der Dresdener Staatsanwaltschaft plötzlich die Versicherungsnehmer der INFINUS AG Finanzdienstleistungsinstitut und verlangten für die auf die Adresse des Unternehmens abgeschlossenen Verträge (Frankenstraße 8 in Dresden) nach der nun eingetretenen Mindesthaltezeit von 12 Monaten Teilentnahmen aus den Fondsanteilen in Höhe von jeweils mehreren Tausend Euro an ihre Privatanschriften und mit der Zusage, die Monatsbeiträge künftig weiter bezahlen zu wollen.

Nun ist es üblicherweise so: Wenn Versicherungsnehmer in finanzielle Not geraten und sie die Monatsbeiträge (Prämien) nicht mehr aufbringen, besteht jederzeit die Möglichkeit, sich von der Prämienzahlung freistellen zu lassen.

In diesem Fall müsste allerdings der Vermittler, also die INFINUS AG, nach nur einem Jahr gezahlter Prämien sofort 80 Prozent der Provision an die Wiener Städtische Versicherung AG zurückzahlen.

Das wollten die INFINUS AG-Mitarbeiter offenbar vermeiden, weil sie dann auch ihre privat erhaltene Provision an die INFINUS AG zurückzahlen müssten.

Die Wiener Städtische Versicherung AG roch den Braten, dass es den Mitarbeitern mit der Teilentnahme nur darum gehen könnte, die weiteren Prämien aus der Tasche der Wiener Städtischen Versicherung AG zu finanzieren und zeigte die INFINUS AG-Mitarbeiter einen nach dem anderen am 19. und 20. November 2013 mit so genannten Verdachtsmeldungen wegen Geldwäsche beim österreichischen Innenministerium (MDI) an.

Die österreichischen Beamten fertigten einen Bericht, den sie am 29. November 2013 an die Wiener Staatsanwaltschaft übergaben. Die Ermittlungsbehörde beschuldigt nun folgende 13 Mitarbeiter der INFINUS AG Finanzdienstleistungsinstitut der Straftat Geldwäsche:

 

Vier der dreizehn Beschuldigten hätten sich am Versicherungs- und Fondsprovisionskarussell beteiligt, ohne selbst eine Versicherung abgeschlossen zu haben. Diese seien:

Anke Hilpold (42), Thomas Gerlach (46) , EcoConsort-Vorstand Iris Esche (36) und Steffen Müller (46) aus Dresden, Geschäftsführer der Moritzburger Versicherungsmakler GmbH aus Dresden, die wie die INFINUS AG eine Tochter der Future Business Kommanditgesellschaft auf Aktien (FuBus) ist. Fubus-Gründer und Mit-Geschäftsführer der Moritzhburger Versicherungsmakler GmbH Jörg Biehl wurde am 5. November 2013 bei der Razzia der Staatsanwaltschaft Dresden verhaftet.

Die Beschuldigten der Wiener Staatsanwaltschaft, die eine Versicherung oder auch gleich mehrere abgeschlossen haben, sind:

Rudolf Karl Meerländer (49), der als selbständiger Senior-Direktionsmanager der INFINUS AG Finanzdienstleistungsinstitut im Jahre 2012 brutto 850.000 Euro verdient haben will, schloss gleich zwei Versicherungen auf seinen eigenen Namen für 37 und 40 Jahre ab. Die Monatsprämien für beide Versicherungen zusammen betrugen 4.000 Euro. Als Sofortprovisionen flossen am 1. August und 1. Dezember 2012 insgesamt 128.112 Euro.

Sabina Michailov (41) gab an, als kaufmännische Angestellte der Geschäftsleitung im Jahre 2011 brutto 72.000 Euro verdient zu haben. Sie schloss für 40 Jahre eine Versicherung mit einer Monatsprämie von 1.000 Euro ab. Die Sofortprovision betrug am 1. Oktober 2012 genau 32.640 Euro. Sie trat allerdings den Vertrag am 14. Oktober 2012 an Rudolf Meerländer ab, der von da an auch die Prämien zahlte.

Nathalie Michailov (21) gab an, als angestellte Assistentin im Jahre 2011 brutto 36.000 Euro verdient zu haben. Sie zahlte 500 Euro Monatsprämie auf geplante 40 Jahre. Die Sofortprovision am 1. Oktober 2012 betrug 16.320 Euro. Auch sie trat den Vertrag am 14. Oktober 2012 an Rudolf Meerländer ab, der dann die Prämien zahlte.

 

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