Der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar
nach der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten lässt dessen geplantes Konjunkturprogramm aus massiven Investitionen in die Infrastruktur viele Investoren und Banken wieder aufatmen. Denn im Zuge der opportunen Schuldenaufnahme und der anlaufenden Wirtschaft steigen die Preise und damit auch die Zinsen. Das könnte die Eurozone in ihrer Geldpolitik unter Druck setzen. Erfahren Sie im heutigen Zinskommentar mehr über die aufkeimende Dynamik um das Kuriosum Trumpflation.
Markt-Monitoring und Ausblick
Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor hat sich in den letzten zwei Wochen nicht verändert und steht nach wie vor bei -0,313%. Ein leichtes Abfallen in Richtung -0,4 % halten wir nach wie vor für sehr wahrscheinlich. Dies ist der aktuelle Stand der Einlagenfazilität der EZB.
Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz liegt derzeit bei 0,63 % und ist in den letzten Wochen abermals gestiegen. Durch BREXIT erwarten wir weiterhin niedrige SWAP-Sätze zwischen 0,20% – 1,00%.
The American Dream: Trumpflation
Der Plan des neuen Präsidenten die Steuern zu senken und gleichzeitig die Staatsausgaben zu erhöhen, ist nur durch eine drastische Aufnahme von neuen Schulden realisierbar. Das Infrastrukturprogramm mit Investitionen in Straßen, Flughäfen und Brücken von 1 Billion Dollar steigert die Nachfrage, worauf die Unternehmen mit Preissteigerungen reagieren. Auch die geplanten Strafzölle auf ausländische Waren, besonders aus China, könnten eine zusätzliche Preissteigerung auslösen. Die verteuerten Importe regen die inländische Nachfrage an. Steigt infolgedessen die Inflation müssen die Anleger als Ausgleich für die Geldentwertung höhere Zinsen auf ihre Anleihen verlangen. Die höheren Inflationserwartungen ließen die zehnjährigen US-Anleihen von 1,8 Prozent auf derzeit 2,4 Prozent anschwellen (vgl. Abbildung 1). Auch der Dollar konnte im Zuge der steigenden Zinsen gegenüber dem Euro ordentlich zulegen und steht derzeit bei ca. 1,06 EUR/USD.
Abbildung 1: US 10 Jahre Anleiherenditen
Quelle: Eigene Darstellung
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Von den steigenden Renditen in Amerika könnte auch Europa profitieren. Die höheren Zinsen und das Wirtschaftswachstum in Amerika stärken den Dollar und machen europäische Waren somit erschwinglicher auf dem Weltmarkt. Besonders China könnte sich als Trumps Sündenbock mehr auf den europäischen Markt fokussieren.
Ein schwacher Euro regt obendrein die Nachfrage im Inland an. Alles in allem steigen somit die Aussichten auf eine höhere Inflation und damit auf ein Ende der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Das ließ die Inflationserwartungen in der Eurozone steigen und damit auch die Renditen von deutschen Anleihen. Doch die hohe Arbeitslosigkeit von 10 Prozent in der Eurozone drückt auf die Löhne und lässt somit anders als in Amerika die Inflation nicht gleichwertig steigen. Von weiter steigenden Bundesanleihen ist auch wegen der Unsicherheiten bzgl. der weiteren Entwicklung in Italien nicht auszugehen.
Ob Donald Trump wie erhofft seine Steuer- und Investitionspläne in der Höhe durchsetzen kann, hängt vom Kongress ab. Doch der Markt scheint gerade zu euphorisch, dass Trump seinen Worten Taten folgen lässt. Inwiefern die amerikanische Notenbankchefin Janet Yellen dem Trend folgt, obliegt besonders der wirtschaftlichen Lage in den USA. Am 14. Dezember steht die nächste Entscheidung der FED über eine mögliche Zinserhöhung an. Wir dürfen ein spannendes Jahresende erwarten.
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