Der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar
Nur drei Monate hat die US-Notenbank Fed gebraucht, um erneut ihren Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben. Derzeit liegt der Korridor bei 0,75 bis 1 Prozent. So erfüllen die amerikanischen Währungshüter alle Markterwartungen. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars mehr über die angebliche Zinswende in den Vereinigten Staaten und die Auswirkungen auf die Eurozone.
Markt-Monitoring und Ausblick
Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor sinkt minimal und steht damit bei – 0,33%. Ein leichtes Abfallen in Richtung -0,4 % halten wir nach wie vor für sehr wahrscheinlich. Dies ist der aktuelle Stand der Einlagenfazilität der EZB.
Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz steigt leicht und liegt derzeit bei 0,80 %. Wir erwarten weiterhin niedrige SWAP-Sätze zwischen 0,20% – 1,00%.
Es ist die dritte und wahrscheinlich nicht die letzte Zinserhöhung seit der Weltwirtschaftskrise vor neun Jahren. Weitere Zinserhöhungen kündigte die Fed bereits für das laufende Jahr an. Damit könnte der Leitzins in den USA auf 1,5 Prozent steigen und die FED somit von der ultralockeren Zinspolitik auf eine lockere Zinspolitik umsteigen. Der Zinsschritt beruht vor allem auf der stabilen Wirtschaftslage und einer Arbeitslosenquote von nur 4,7 Prozent. Auch das Vermögen der amerikanischen Haushalte zog in den letzten Jahren durch steigende Immobilienpreise und dem florierenden Aktienmarkt deutlich an. Nun ist es Zeit, die Wirtschaft vor einer Überhitzung zu bewahren und die Kreditnachfrage zu bremsen.
Der Dollar wertete überraschenderweise im Zuge der Zinserhöhung ab. Eigentlich hätte der amerikanische Devisenmarkt positiv auf die Entscheidung der Fed reagieren müssen. Erklären lässt sich diese Auswirkung zu einem Teil durch sich verdichtende Unsicherheiten in den USA. Die Begeisterung von Trump scheint gebremst zu sein. Und auch der Wahlausgang in den Niederlanden setzte ein Zeichen für ein stabiles Europa. Die Aktienmärkte hingegen reagierten positiv auf die Leitzinsanhebung. Ein Großteil der Anleger scheint den Entschluss als Beleg dafür zu sehen, dass es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht.
Doch was bedeutet das für Europa? Grundsätzlich hinkt die Europäische Zentralbank (EZB) immer mit ihren Zinsschritten einige Monate hinterher und es scheint, als ob die Währungsunion eine längere Durststrecke vor sich haben wird. Die Kerninflationsrate liegt immer noch bei nur etwa 0,9 Prozent. In den USA bewegt sie sich schon seit dem Jahr 2012 zwischen 1,6 bis 2,3 Prozent. Sollte der Dollar in den nächsten Monaten auf die Zinserhöhung reagieren, könnte das europäische Waren auf dem Weltmarkt billiger machen und der Währungsunion weiter Auftrieb verleihen.
Auch wenn immer wieder die Unabhängigkeit der Notenbanken betont wird, ist Trump wie so häufig ein Sonderfall. Denn der amerikanische Präsident ist vehement gegen die Anhebungen der Fed und äußert immer wieder öffentlich seine Missgunst über deren Präsidentin Janet Yellen. Ob ein erstarkender Dollar die amerikanische Konjunktur derart in Mitleidenschaft ziehen wird, dass die Fed ihre Pläne für weitere Zinsschritte anpassen muss, bleibt abzuwarten. Die Anhebung hatte überschaubare Effekte, da die Märkte bereits damit gerechnet hatten. Die EZB wird sich davon nicht beirren lassen und weiter ihre Linie der Nullzinspolitik bis Ende des Jahres fortführen.
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