Mit einer im Dezember 2016 veröffentlichten Richtlinie verbietet die zypriotische Finanzaufsichtsbehörde CySec den von ihr regulierten Brokern Bonus-Angebote und Incentives. Betroffen sind in erster Linie Binärbroker. Was steckt hinter diesem Verbot?Wie funktionierten die Boni? Es geht vor allem für Boni für Neu- und Bestandskunden, Incentives (beispielsweise elektronische Geräte, Freikarten für Fußballspiele, Reisegutscheine oder Wettbewerbsgewinne) wurden weitaus seltener vergeben. Die Boni hingegen gehörten zum Standardprogramm fast aller Binärbroker. Sie wurden zwar auch auf bestimmte Umsätze für das laufende Trading gewährt, jedoch spielten sie vor allem eine überragende Rolle für die Ersteinzahlung neuer Kunden. Auf diese Ersteinzahlung konnte der Kunde einen Bonus wählen, der in unterschiedlicher prozentualer Höhe je nach Höhe der Ersteinzahlung gewährt wurde. Ein schematisches Beispiel konnte so aussehen:
• Ersteinzahlung (= Mindesteinzahlung) 200 Euro: Bonus 20 %
• Ersteinzahlung 500 Euro: Bonus 50 %
• Ersteinzahlung 700 Euro: Bonus 70 %
• Ersteinzahlung 1.000 Euro: Bonus 100 %
Die unterschiedliche Höhe der Ersteinzahlungen konnte dabei mit unterschiedlichen Kontomodellen verknüpft werden. Den Bonus erhielten die Trader ihrem Tradingkonto beim betreffenden Broker gutgeschrieben, wenn sie ihn um ein gewisses Vielfaches laut Geschäftsbedingungen umgesetzt hatten. Dieses Vielfache lag brokerabhängig zwischen rund dem 20- bis 50-Fachen. Das bedeutete: Hatte der Trader im vorliegenden Beispiel 500 Euro eingezahlt und sich für den Bonus von 50 % entschieden und besagten die Geschäftsbedingungen, dass dieser Bonus für eine Auszahlung 30-fach umzusetzen sei, dann musste der Trader Umsätze von 250 x 30 = 7.500 Euro tätigen, bevor er eine Gutschrift über 250 Euro bekam.
Warum hat die CySec die Boni verboten?
Die CySec begründete ihren Schritt damit, dass zu viele unerfahrene Kunden durch die Boni angelockt würden und am Markt zwangsläufig Verluste erleiden müssten, weil ihnen die Erfahrung für einen gewinnbringenden Handel fehlen würde. Die Aufsichtsbehörde bemängelte eher wenig eine mangelnde Transparenz der Bonusbedingungen, und in der Tat kommunizierten die Broker diese Bedingungen klar und deutlich. Zudem stand es jedem Trader frei, einen Bonus anzunehmen oder nicht. Doch die Boni trugen aus Sicht der CySec den Charakter von “Lockvogelangeboten”. Diese sind in der wirtschaftlichen Praxis der meisten Länder verboten. Ein Lockvogelangebot kann beispielsweise darin bestehen, dass ein Möbelhaus eine sehr schöne und unglaublich preiswerte Couchgarnitur bewirbt, die aber in einem ungünstigen Farbton gehalten ist. Nun kommen Kaufinteressenten, wünschen dieselbe Couch in einem anderen Farbton, erfahren, dass diese dann den doppelten Preis kostet und kaufen sie dennoch, weil sie halt ins Kaufhaus wegen eben dieser Werbung fuhren. Das ist verboten. Einen ähnlichen Charakter trugen aus Sicht der CySec die Boni. Der Trader wurde motiviert, doch endlich für mehrere Tausend Euro zu handeln (nötigenfalls, indem er fehlendes Geld nachschießt), nur um endlich sein 250-Euro-Geldgeschenk zu erhalten.
Lohnt sich das Trading ohne Boni noch?
Der Erfolg beim Trading hing noch nie von Bonusangeboten ab. Wir wollen diese auch nicht verurteilen, denn es stand den Tradern wirklich frei, sie anzunehmen oder nicht. Sie konnten sie auch annehmen und dann verfallen lassen, das berührte nicht ihren Umgang mit dem Tradingkonto. Doch Boni sind für das Trading wirklich nicht zwingend erforderlich.