Ethereum Mastermind Vitalik Buterin schlägt vor, beim Thema digitale Identitäten mit Soulbound Tokens als NFTs ein neues System aufzubauen. Die Einsatzmöglichkeiten dabei sind Buterin zufolge breit gefächert.
Normalerweise ist Vitalik Buterin als Erfinder und Mitgründer von Ethereum (ETH) in der Kryptoszene wohlbekannt. Aktuell aber macht Buterin mit einem Nebenprojekt namens Soulbound Token (SBT) von sich reden. Auf 37 Seiten legt Buterin wissenschaftlich dar, wie und warum ein Web3 mit dezentralisierter Gesellschaft von SBT profitieren könnte. Zwei Mitautoren hat Buterin gefunden, nämlich Microsoft-Spezialisten E. Glen Weyl und Puja Ohlhaver von Flashbots. Ihre Vision: Digitale Identitäten müssen in Zukunft dezentral organisiert werden, um vertrauenswürdig zu sein und zugleich Innovation zu ermöglichen.
Als elegante Lösung für diese Herausforderung schlagen sie Soulbound Token vor. Technologisch betrachtet sollen sich dahinter NFTs verbergen, die an eine Identität gebunden sind und nicht transferiert werden können. NFTs (Non-Fungible Token) erleben in der Kryptoindustrie derzeit durch Kreativprojekte und Gaming viel Aufmerksamkeit. Dort sind NFTs spannend, weil sie als Token in sich einen nicht veränderbaren Inhalt tragen, aber frei handelbar sind. Bei Soulbound Token soll also der Pluspunkt eindeutiger Inhalt bleiben, aber Handel und Weitergabe ausgeschlossen werden. Daher auch der Name Soulbound, frei übersetzt mit „an die Seele gebunden“.
Als nah eliegende Einsatzzwecke für SBT sehen Buterin und seine Mitstreiter etwa Universitätsexamen und Schul- oder Ausbildungsabschlüsse. Hier würden die Einrichtungen einen SBT individuell ausstellen, der einen Abschluss bestätigt, und so CVs im Web3 vertrauenswürdiger und aussagekräftiger machen. Cardano (ADA) hat zum Thema digitale Identität ebenfalls den Bildungssektor als guten Startpunkt identifiziert und setzt in Äthiopien ein Riesenprojekt mit bis zu 5 Millionen Teilnehmern um.
Soulbound Token wollen aber weitergehen. Sie könnten der Projektstudie zufolge auch als Stimmzettel bei dezentral organisierten Referenden dienen. Mit SBT könnten persönliche Empfehlungen ausgesprochen werden. Umwelt- oder Charityprojekte könnten SBT an Unterstützer ausgeben, um deren Einsatz zu belegen. Im Zusammenspiel entsteht dann durch Soulbound Token etwa wie ein „erweiterter Lebenslauf“. SBT würden in der Blockchain dokumentiert und in einer „Soul Wallet“ aufbewahrt. Wer möchte, könnte einzelne SBTs löschen, etwa weil er eine frühere Aktivität nicht mehr betonen möchte.
Fazit: Digitale Identität 3.0 – wird sich ein Standard etablieren?
Buterin und die Co-Autoren nennen die IT-Riesen wie Apple, Amazon und Meta (Facebook) nicht beim Namen. Aber hinter ihrem Vorstoß steht natürlich auch die Erkenntnis, dass im kommenden Web3 digitale Identität nochmals an Bedeutung gewinnt. Damit steigt auch das Interesse der ohnehin schon reichweitenstarken Marktführer, ihre dort generierten digitale Identitäten zum Standard zu machen. Dem muss aus Sicht von Buterin ein dezentrales System entgegengesetzt werden, welches nicht auf Geldwert schielt. Mit der aktuellen Publikation zu Soulbound Token ist ein Anfang gemacht. Erfolgsaussichten für SBT aber werden davon abhängen, ob sich eine breite Basis bilden lässt.