Rating-Herabstufung der Schwellenländer in Afrika, Amerika und Osteuropa: Nur Asien zeigt Wachstumspotential

Die Sanktionen gegen Russland haben erhebliche Auswirkungen auf die Anleger in Anleihen, da russische Vermögenswerte nicht mehr investierbar sind. Im Bereich der Schwellenländeranleihen wurden russische und weißrussische Wertpapiere zum 31. März 2022 aus den wichtigsten Indizes gestrichen, darunter auch aus den Schwellenmarkt-Kreditindizes von JP Morgan wie EMBI und CEMBI. Die effektive Abschreibung russischer Vermögenswerte war beträchtlich: Vor dem Krieg machte Russland zum 31. Dezember 2021 eine Gewichtung von etwa 5 % in den Emerging Markets-Kreditindizes für Unternehmen (z. B. JPM CEMBI) und 10 % im rein staatlichen USD-Index JPM GBI EM Diversified aus.

 

Dieses „Tail Event“ für die Schwellenländer folgt auf mehrere Jahre schwächerer Staatsschuldenkennzahlen der Schwellenländer seit 2013-2014 und verschärft die durch die Covid-19-Krise ausgelöste Verschlechterung weiter. Seit der Pandemie im Jahr 2020 sind verschiedene Schwellenländer mit weiterem fiskalischem Druck, einem ungünstigen Wachstums-Inflations-Mix und höheren Schuldenständen konfrontiert, was zu Herabstufungen der Staatsratings führt. Eine Reihe von Schwellenländern hat in den letzten zehn Jahren ihren Investment Grade-Status verloren, darunter Brasilien, Russland, die Türkei und Südafrika. Inmitten dieser Entwicklung ist Asien aus makroökonomischer Sicht relativ widerstandsfähig geblieben, da die Region über starke fiskalische Puffer verfügt und in der Lage ist, die Inflation abzufedern und mit einer angemessenen jährlichen Wachstumsrate von rund 5 % voranzukommen

 

Aufgrund der Sanktionen gegen Russland und Weißrussland und der Streichung aus den Indizes ist die GUS/CEE30-Region weitgehend uninteressant. Die Ukraine befindet sich nach wie vor im Krieg und die verbleibende CIS/CEE-Region wird eine Herausforderung bleiben (d.h. pro-russische mitteleuropäische Staaten).

 

Die Streuung nimmt exponentiell zu

Wir sehen ein zunehmendes Restrukturierungsrisiko in rohstoffimportierenden Schwellenländern mit einem Rating unterhalb von Investment Grade (High Yield). „Dies ist auf die hohe Inflation, die angespannten Außenfinanzierungsmärkte und die daraus resultierende Kreditverschlechterung zurückzuführen“, sagt Dhiraj Bajaj von Lombard Odier Investment Managers (LOIM).

Die Türkei, Ägypten und ausgewählte afrikanische Staaten sind mit einer ungünstigen Mischung aus Inflation und Wirtschaftswachstum konfrontiert.

Es wird neue potenzielle Ausfallkandidaten wie Sri Lanka, Sambia, Kenia und Ghana geben.

Das politische Risiko nimmt in wichtigen lateinamerikanischen Märkten wie Brasilien, Chile und Peru zu.

Investment Grade-geratete Staaten mit starken fiskalischen Puffern und Rohstoffexporteure sind am besten in der Lage, das sich verändernde Inflations- und Wachstumsumfeld zu bewältigen

 

Schuldenindizes der Schwellenländer könnten zunehmend anfällig werden

Die Indizes für Emerging Markets-Staatsanleihen entwickeln sich zunehmend auseinander. Rohstoffexportierende Investment Grade-Staaten mit einer starken Haushaltsposition werden davon profitieren. Dies gilt auch für Anleihen mit längeren Laufzeiten, die in Bezug auf Rendite und Spread im Vergleich zu US-Treasuries eng gehandelt werden.

Das trifft auch auf Staaten unterhalb der Investment-Grade-Kategorie zu (insbesondere Staaten mit niedrigerem Rating, einschließlich Single B), die mit Herabstufungs- und Umstrukturierungsrisiken konfrontiert sind.

 

Anleger, die in Schwellenländeranleihen investieren, sollten sich neu positionieren:

 

  1. Erhöhung der Selektivität innerhalb der Emerging Markets-Anleihen. Es wird ein größerer Bedarf an individuellen und maßgeschneiderten Investmentansätzen innerhalb des breiteren EM-Universums bestehen, um strukturell herausfordernde Teile des Marktes zu vermeiden.

 

  1. Abkehr von den immer stärker ausgeprägten Emerging Markets-Indizes.

Es besteht die Notwendigkeit, sich von Indizes zu lösen, die vor Jahren noch homogener zusammengesetzt waren, jetzt aber immer stärker von Barrieren geprägt sind, wie z. B. das EMBI-Universum für Staatsanleihen in Hartwährungen. EMBI wurde früher als Investment Grade eingestuft, ist jetzt aber ein High Yield und erfährt zunehmend eine Rating-Migration nach unten. Anleger würden davon profitieren, wenn sie ihre Asien- und Emerging-Markets-Investment Grade-Allokationen sowie ausgewählte High Yield-Allokationen für Staats- und Unternehmensanleihen klar definieren würden.

 

  1. Positionierung des asiatisch-pazifischen Raums als Kern innerhalb der Emerging Markets-Allokationen.

Der asiatisch-pazifische Raum sowie die GCC31-Region verfügen über robustere makroökonomische Puffer, und ihre Schuldentragfähigkeit dürfte wesentlich widerstandsfähiger sein, da Asien weiterhin das Zentrum von Wachstum und Nachfrage ist.

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