USA verpasst bis heute die Wende

Der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

nach der ersten Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten im Dezember 2015 erwartete der Großteil der Marktteilnehmer die große Zinswende. Neuwirth Finance konstatiert seit September 2015, dass es keine Zinswende geben könne, da die Volkswirtschaft in den USA nicht heiß lief. Heute steht der Federal Funds Rate lediglich ein Prozentpunkt über der historischen Tiefpunktmarke von null Prozent. Die Anpassung erfordert sicherlich Fingerspitzengefühl, jedoch geben jüngste Makrodaten keinen Anlass für ausgefallene Euphorie. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars, warum die amerikanische Notenbank mit weiteren Zinsschritten nach oben zögern wird.

 

Markt-Monitoring und Ausblick

 

Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor bleibt unverändert bei – 0,329%. Ein leichtes Abfallen in Richtung -0,4 % halten wir nach wie vor für sehr wahrscheinlich. Dies ist der aktuelle Stand der Einlagenfazilität der EZB.

Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz ist gefallen und liegt derzeit bei 0,71 %. Wir erwarten weiterhin niedrige SWAP-Sätze zwischen 0,20% – 1,00%.

 

 

USA verpasst bis heute die Wende

Bereits in der letzten Sitzung der Fed entschied sich die amerikanische Notenbank gegen eine weitere Anhebung des Leitzinses. Dennoch trägt die geplante Verkleinerung der Bilanz dazu bei, dass am langen Ende die Zinsen wieder steigen könnten. Nichtsdestotrotz spielen die letzten Daten der privaten Konsumausgaben nicht gerade der Fed in die Karten. Diese konnten sich zunächst seit März 2016 von drei auf über fünf Prozent im März 2017 hochschrauben (s. Abbildung). Die letzten zwei Zinsanhebungen der Fed dieses Jahres beruhten auf der soliden Binnennachfrage. Doch diese fiel in den letzten drei Monaten ins Bodenlose: Um über 1,3 Prozentpunkte auf heute ca. 3,8 Prozent sanken die privaten Konsumausgaben. Die sonst wenig volatile Kernrate (Ausgaben ohne Energie und Lebensmittel) fiel ebenso ab März um 20 Basispunkte auf 1,65 Prozent.

Konsumausgaben (PCE) und Inflationsrate in den Vereinigten Staaten
Prozentuale Veränderung zum Vorjahr

Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis (2017)

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Die privaten Konsumausgaben (PCE) haben sicherlich großen Einfluss auf die Inflationsrate (CPI): Wenn die Ausgaben steigen, steigen auch die Preise. Dennoch bezieht sich die PCE-Rate auf alle Güter, wohingegen die Inflationsrate nur einen bestimmten Warenkorb abdeckt. Die privaten Konsumausgaben fielen aber ebenso wie die Preise. Beide Referenzgrößen sind wichtige Indikatoren für die Preis- und Konsumentwicklung in den USA, weshalb der amerikanischen Notenbank die Basis für weitere Zinsschritte nach oben einfach fehlt.

Wir konstatieren weiterhin, dass es in den Vereinigten Staaten keine Zinswende gibt und geben kann, da die Wirtschaft noch immer nicht heiß läuft. Der Bedarf, die Wirtschaft zu bremsen, lässt sich absolut nicht erkennen.

 

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