„Langläufer bei Staatsanleihen“ der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

Der aktuelle Neuwirth Finance Zins-Kommentar

Österreich emittierte Anfang September eine 100-jährige Staatsanleihe, die erstmalig für diverse Investorengruppen zugänglich war. Damit zeichnet sich weiter ein kleiner Trend auf den Finanzmärkten ab, denn viele Emittenten wollen noch langfristig vom gegenwärtigen Zinsniveau profitieren. Trotz der immens langen Laufzeit stößt Österreich auf eine große Nachfrage und ist damit nicht allein. Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars mehr über die „Jahrhundertanleihen“.

 

 

Markt-Monitoring und Ausblick

Kurzfristiger Zins: Der 3-Monats-Euribor bleibt wieder unverändert. Er steht heute bei – 0,329%. Ein leichtes Abfallen in Richtung -0,4 % halten wir nach wie vor für sehr wahrscheinlich. Dies ist der aktuelle Stand der Einlagenfazilität der EZB.

Langfristiger Zins: Der 10jährige SWAP-Satz pendelt wieder leicht nach oben und liegt derzeit bei 0,82 %. Wir erwarten weiterhin niedrige SWAP-Sätze zwischen 0,20% – 1,00%.

 

Langläufer bei Staatsanleihen

In der Eurozone platzierten bereits Irland und Belgien hundertjährige Staatsanleihen, jedoch waren diese nur für eine sehr kleine Gruppe von Investoren zugänglich und beliefen sich „bloß“ auf ein Volumen von 50 bis 100 Millionen Euro. Das Angebot der österreichischen Finanzierungsagentur belief sich hingehen auf 1 Milliarde Dollar. Ebenso sollte mit Hilfe großer Geschäftsbanken wie Goldman Sachs, Société Générale oder Bank of America Merrill Lynch eine breitere Masse an Investoren erreicht werden. Mit Erfolg: Über Aufträge von ca. 11 Milliarden Euro durfte sich der österreichische Staat freuen. Damit lag die Nachfrage das 11-fache über dem Angebot, trotz möglicher Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im nächsten Jahr. Die Rendite wird in etwa bei 2,1 Prozent liegen und tangiert somit in etwa das Niveau der 10-jährigen Anleihen aus Amerika.

Anleihen mit einer Laufzeit von 50 Jahren sind weniger rar in der Eurozone und werden regelmäßig von Ländern wie Frankreich oder Großbritannien emittiert. Deutschland finanziert sich maximal über eine Laufzeit von 30 Jahren. Außerhalb Europas emittieren noch Argentinien und Mexiko „Jahrhundertanleihen“. Besonders Unternehmen, die weit in der Zukunft Auszahlungsverpflichtungen nachkommen müssen, nutzen die Gelegenheit und erwerben Wertpapiere mit langen Laufzeiten. So versuchen z.B. Lebensversicherer ihren langfristigen Finanzierungsversprechen nachzukommen. Doch die Investition ist aufgrund des Fälligkeitsdatums von 2117 nicht gerade risikofrei. Langfristige Anleihen reagieren besonders sensibel auf Zins- und Renditeänderungen. Sollten die Zinsen in geraumer Zukunft steigen, ist mit großen Wertverlusten zu rechnen. Und genau hier ist das Problem:

Laut Bloomberg erwarben mit 65 Prozent Investmentfonds den Löwenanteil der österreichischen Anleihe und nur 7 Prozent gingen an institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen. Damit scheint das Jahrhundertpapier immer noch eher ein Spekulationsobjekt und Wette gegen die EZB zu sein, als eine ernstzunehmende Anlagemöglichkeit für institutionelle Investoren. Doch der Druck wird im Falle stagnierender Zinsen weiter steigen und Versicherungen auf der Suche nach Rendite in immer langfristigere Investitionen drängen. Immer mehr Staaten denken über das Emittieren von 50-jährigen Anleihen nach, um sich das günstige Finanzierungsumfeld langfristig zu Nutze zu machen. So kostet laut Berechnungen der österreichischen Finanzierungsagentur die „Jahrhundertanleihe“ nur ein Drittel von dem, was 10-jährige Anleihen im Durchschnitt der letzten 40 Jahre gekostet haben. Das investierte Geld ist in Europa zwar relativ sicher angelegt, doch im schlimmsten Fall sieht der Investor erst zum Fälligkeitsdatum sein Geld wieder.

 

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Aktuelle Zins-Konditionen

10j. Staatsanleihen Euro mit Überlagerung Euribor

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